“Diese Ideen gelten für jeden, der versucht, etwas Kreativität in sein Leben und seine Arbeit zu bringen. (Das sollte uns alle beschreiben.) Mit anderen Worten: Dieses Buch ist für Sie. Wer immer Sie sind, was immer Sie machen.”
Mit diesen Worten beginnt Austin Kleon sein Buch und ich mochte sie sehr. So eine freundliche und motivierende Ansprache findet man nicht oft in Vorworten. Und so begann ich zu lesen…
Er spricht von „diesen Ideen“ und meint damit, wie man „Kunst“ schaffen kann. Und als Austin begann diese zu teilen, so beschreibt er, stellte er fest, dass sie nicht nur für Künstler sind, sondern für jeden.
Ich persönlich glaube, dass viele Menschen kreativ sind. Manche offensichtlich durch erkennbare künstlerische Ergebnisse wie Bilder, Fotografien, Musik usw. Manche mit nicht so leicht sichtbaren Ergebnissen wie etwa in Unternehmen, wenn es um kreative Lösungsansätze geht. Diese kann man auch in Familien finden oder in anderen Gemeinschaften. So ist doch immer auch Kreativität gefragt, wenn es um die Ausgestaltung von Miteinander (manchmal auch zu finden im Gegeneinander) geht oder einfach gesagt, nur um das Leben als solches.
Manche kreieren Ausreden, Streit, Regelungen, Umgehungsmöglichkeiten, Atmosphären. Manche sind kreativ wenn es darum geht, Schlupflöcher zu finden, Problemen aus dem Weg zu gehen, oder jemanden für sich zu gewinnen. Gibt es jemanden, der nicht – hin und wieder – kreativ ist?
Doch abgesehen davon ist das Buch für Künstler interessant, weil es Ideen darüber vermitteln möchte, wie man Kunst „macht“. Und ich denke, dass derjenige, der ist ein Künstler ist, auch weiß, dass er einer ist.
Es ist ein kleines Buch, ganz schwarz mit weißer Schrift außen, und innen umgekehrt. Es hat 10 Kapitel, insgesamt 134 Seiten. Es gibt nicht sehr viel zu lesen. Ich gehe davon aus, dass Austin Kleon einfach Lust hatte, ein solches Buch zu schreiben und mit Zeichnungen zu füllen. Ich mag die kurzen prägnanten Sätze und vielen Zitate.
Er schreibt (und zeichnet) das Buch genauso, wie er in diesem Buch den Lesern rät. Er „stiehlt wie ein Künstler“ und das ist sein ganz eigenes Ergebnis.
„Steal like an artist“, ist ein internationaler Besteller und auch in Deutschland ist es im Jahr 2013 unter dem Titel „Alles nur geklaut: 10 Wege zum kreativen Durchbruch“ erschienen. Und so wusste ich auch, warum ich es im Erscheinungsjahr nicht in Deutschland richtig bemerkt hatte: Ich mochte den Titel gar nicht. Ich vermutete ein plattes und nicht sehr anspruchsvolles Buch im typisch amerikanischen Stil. Diese Einschätzung ist nicht fachlich fundiert, noch könnte ich sie begründen. Es war einfach nichts für mich. Der Originaltitel „Steal like an artist, 10 things nobody told you about being creative“ trifft es so viel besser aus meiner Sicht und das Buch ist wirklich nicht so platt, wie es der deutsche Titel vermutet lässt.
Nun, hier in den USA war dieses Buch ein Vorschlag einer Teilnehmerin für die Leseliste unseres Buchclubs. Eine liebe Freundin sagte mal, dass ich wohl gerne Bücher lese, die auch schön aussehen. Und ja, das stimmt. Mir war es gar nicht so aufgefallen. Wenn jemand ein Buch empfiehlt und es als total toll beschreibt, bringe ich es über mich, es auch dann zu lesen, wenn das Cover in meinen Augen furchtbar hässlich ist. Doch ja, schöne Cover sind doch schön, oder? Und ja: ich habe Marketing studiert und erkenne auch die ausgeklügelte Werbewirksamkeit von Design usw., aber das macht nichts. So war es auch aus diesem Grund einfach für mich, das Buch zu lesen.
Das Buch hat 10 Kapitel und deren Titel beschreibt immer schon ganz gut, um was es geht.
1. “Steal like an artist” (Stehlen wie ein Künstler)
2. „Don´t wait until you know who you are to get started“
(Warten Sie nicht, bis sie wissen, wer sie sind, um anzufangen)
3. „Write the book you want to read“
(Schreiben Sie das Buch, welches Sie gerne lesen würden)
4. „Use your hands” (Benutzen Sie ihre Hände)
5. „Side projects and hobbies are important“
(Nebenprojekte und Hobbies sind wichtig.)
6. “The secret: Do good work and share it with people“
(Das Geheimnis: Leiste gute Arbeit und teile sie mit den Menschen)
7. „Geography is no longer our master” (Geophrapie ist nicht länger unser Maßstab)
8. „Be nice (The world is a small town)“
(Seien Sie nett; die Welt ist eine kleine Stadt)
9. „Be boring (It´s the only way to get work done.)“
(Seien Sie langweilig; Das ist der einzige Weg, die Arbeit erledigt zu bekommen)
10. „Creativity is subtraction“ (Kreativität ist Subtraktion)
Jedes Kapitel ist aus meiner Sicht lesenswert. Austin Kleon beschreibt hierin ausführlicher, was er mit seinen Aussagen des Titels der Kapitel meint und es macht Spaß, seinen Gedanken zu folgen.
Für mich war das erste Kapitel der Auftakt und eine Einstimmung auf den besonderen Ton und die besondere Art des Beschreibens seiner (nicht originalen) Ideen. Es vermittelte mir eine Leichtigkeit und Lust an der Freude, einfach mal was zu machen. Kurz gesagt beschreibt er (und zitiert andere, die das beschrieben haben), dass nichts original ist. Jede Idee, jeder Gedanke, jede Kunst gab es schon. Indem jemand sie stiehlt und sich zu eigen macht, wird es zu etwas Neuem, weil der Mensch der das tut, es auf seine eigene Weise tut. Also unterteilt der Künstler bei seiner Sicht auf die Welt, nicht in gut oder schlecht. Sondern in Sachen, die es wert sind, sie zu stehlen oder eben nicht wert sind, gestohlen zu werden.
Ganz einfach.
Was meint Ihr?