Als absoluter Tech-Laie habe ich gehört, dass die KI alles lernen kann, was Mustern folgt und mit diesem erlernten Wissen, komplexe Aufgaben löst. Dabei geht es um fachliche Fragen, um Anwendung von Sprache oder das Bündeln von bisherigem Wissen. Es endet aber auch nicht dann, wenn es um Emotionen geht, die offensichtlich auch gerne vorhersehbaren Abläufen folgt. So kann ein künstliches System lernen, wie ein Mensch in bestimmten Situationen wahrscheinlich emotional reagieren wird, was er – der Mensch – sagen wird usw. Das befähigt ein nicht menschliches System dann, Emotionen, Reaktionen, komplexe Handlungsabläufe und sogar Beziehungen aufzubauen. Oder auch nur, den richtigen Emoji als Antwort auf eine Textnachricht vorzuschlagen.
Und es geht auch darum, dem System Lösungsoptionen zu geben, die ethische Überlegungen mit einbeziehen muss. Zum Beispiel: Wie entscheidet das selbstfahrende Auto was es tut, wenn es zu einem nicht vermeidbaren Unfall kommt? Und ich meine das nicht zynisch, das sind ethische Fragen, die ich während eines Basiskurses zum Thema KI kennengelernt habe. Und möglicherweise ist die KI sogar ethischer als der Mensch?
Vielleicht habe ich die Theorie zu sehr vereinfacht, aber es erinnert mich an die spielerischen Aufgaben, die kleine Kinder lösen: Ihnen wird eine bestimmte Abfolge vorgegeben und sie versuchen dann, das Muster, welches dahinter steckt zu erkennen, indem sie ihr bisherigen Wissen anwenden oder vernetzen.
Legen wir beim Erstellen von Bildern die Farbtheorie, beim Komponieren von Musik die Musiktheorie zugrunde, erscheint das, was die künstliche Intelligenz dann kann, auch nicht sehr weit hergeholt. Und wenn ein Computer sogar das Chaos in einer Theorie aufräumen kann, na dann?
Nur fehlt dem System der Part der Irrationalität, soweit ich weiß. Ich würde für die höhere Glaubwürdigkeit auf jeden Fall auch vollkommen unvernünftige Entscheidungen per Zufallsprinzip standardmäßig dazu programmieren, wenn es darum geht, dass eine künstliche Intelligenz (oder das, was wir als Menschen darunter verstehen) auf eine menschliche Intelligenz (und auch hier: oder dass, was wir als Menschen darunter verstehen) trifft. Aber dann wäre die KI nicht mehr verlässlich, oder?
Ist denn der Mensch verlässlich?
Und ist es nicht auch dass, was uns Menschen ausmacht? Dass wir nicht immer vorhersehbar reagieren? Wenn wir uns in jemanden verlieben, der klare und wiederholte Signale der Ablehnung sendet, und wir trotzdem unser bewunderndes Verhalten nicht ändern? Dass wir wissen, dass wir auch durch ungesunde Ernährung unser Krebsrisiko erhöhen und aus lauter Verzweiflung über das Wissen, ein leckeres Eis essen? Dass wir einen Menschen treffen, der ohne Zweifel einen großartigen Eindruck beim ersten Kennenlernen macht, wir aber ein ungutes Gefühl nicht loswerden und es sich nach einigen Wochen herausstellt, dass wir Recht hatten? Dass wir einmal als Kind einen Weg gegangen sind, den wir nicht mehr bewusst erinnern können, und wir feststellen, dass wir den Ort dann doch wiederfinden, weil wir ihn unbewusst noch parat haben?
Empathie, wo man sie nicht erwartet, ein Friedensangebot, mit dem man nicht rechnen konnte. Ein Zufall, eine Laune der Natur, eine plötzliche Kehrwendung, eine Einsicht, ein irrationaler, nicht definierter Glaube, eine spontane neu entwickelte Idee, eine Überraschung, vielleicht so etwas, wie der 7. Sinn.
Die KI ist ein Tool, dass der Mensch bedient und es hat auch unfassbar komische Aspekte: So hat ein KI-Assistent einer Arztpraxis meinem Telefonassistenten einen Arzttermin vorgeschlagen. Ich wollte die Beiden nicht stören, sie kamen so gut zurecht, waren höflich zueinander und folgten genau dem, was vorgegeben war. Aber ich wollte den Arzttermin nicht, weil ich den Arzt nicht besonders gut fand und schon war die ganze Effizienz dahin.
Am Menschen verzweifelt, der nach einer Konversation mit eine KI-Robot eines online-Geschäftes so erschöpft war, dass er nicht mehr ans Telefon gehen wollte.
Dass die KI irgendwann ein eigenes Bewusstsein erlangt, sind Träume von einigen Tech-Menschen – für mich bleibt das ein Albtraum und unter uns: Ich mag Menschen mit all ihrer Ambivalenz und ihrem Wunsch, sich die Arbeit zu erleichtern – z.B. mit einem computergestützten System.
Nur so ein Gedanke